Eine Überraschung stellt der Ausgang der israelischen Kommunalwahlen in Daliyat al-Karmel dar. In dem größten drusischen Dorf Israels nahe Haifa, konnte der Journalist Rafiq Halabi als unabhängiger Kandidat einen Sieg einfahren. In der medialen Vorwahlberichterstattung waren hingegen dem Kandidaten Gasov Hassun von Naftali Bennett's nationalreligiöser Partei Bait Yehudi (Jüdische Heimat) große Chancen eingeräumt worden.
Mit Halabi steigt einer der medial erfahrensten und am besten vernetzten Vertreter der israelischen Drusen in die politische Arena. Halabi erreichte internationale Bekanntheit durch seine Reportagen über die Westbank und Gaza für das israelische Fernsehen in den 1970er und 1980er Jahren. Sein 1982 erschienenes Buch "The West Bank Story" zählt zu den frühen Standardwerken über Israels Besatzungspolitik.
"Beween the River and the Sea" Dokumentation über Halabi von 1982
Halabi schaffte es Ende der 1990er Jahren bis zum Nachrichtenchef des staatlichen Kanal 1 und zu einem der profiliertesten Fernsehjournalisten Israels. Er hat es in Israels Medienbranche weiter gebracht als jeder andere Druse, vermutlich auch als jeder andere Araber (mir fällt zumindest keiner ein). In den letzten Jahren trat er u.a. als Dokumentarfilmer und im arabisch-israelischen online-Fernsehsender fuze tv in Erscheinung.
Zu Gast in der Late Night Show des jetzigen Finanzministers Yair Lapid 1996
Interessant ist Halabi's Selbsteinschätzung als israelischer Patriot und gleichzeitig als Araber, eine Minderheitenmeinung unter israelischen Drusen. Er vertritt die Auffassung, dass die Drusen in Israel Araber seien, entgegen der offiziellen israelischen Position link, ist aber keineswegs arabisch-nationalistischen Kräften zuzurechnen.
Die größte Herausforderung von Halabi als Bürgermeister von Daliyat al-Karmel dürfte der Umgang mit einem Pipeline- und Straßenbauprojekt auf dem Karmel und hiermit verbundene Enteignungen von Landbesitz darstellen link.
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